29.10.18: Verband der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK) gegen Widerspruchslösung bei Organspenden

29.10.18: Verband der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK) gegen Widerspruchslösung bei Organspenden

Der Verband der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK) hat sich in einem aktuellen Positionspapier deutlich gegen die neuerlich vom Bundesgesundheitsminister Spahn in die Diskussion gebrachte Widerspruchslösung bei Organspenden ausgesprochen. Dies teilte der VLK in einer Presseaussendung vom 29.10.18 mit.

Die Widerspruchslösung wurde zwar seit 1997 immer wieder diskutiert, aber sie stehe aus Sicht der Autoren nach wie vor „dem Selbstverständnis von freien Bürgern entgegen, die über so gravierende Entscheidungen selbst bestimmen können müssen,“ so die Autoren, Prof. Dr. Gundolf Gubernatis, Transplantationsbeauftragter des VLK, und VLK-Präsident Prof. Dr. Hans-Fred Weiser. Es sei sogar zweifelhaft, ob die Widerspruchslösung überhaupt zu einem höheren Organaufkommen führt.

Im Gegenteil: „Die Widerspruchslösung ist in der Lage, das restliche Vertrauen vieler Menschen in die Transplantationsmedizin gänzlich zu zerstören,“ heißt es dazu in dem VLK-Papier. Denn sie adressiere erkennbar die Nicht-Informierten und Unentschlossenen und fordere damit zum Widerspruch geradezu heraus. Wer sich noch nicht entschlossen hat, werde vermutlich zunächst „sicherheitshalber“ einer Organentnahme widersprechen. Dabei könnte es dann dauerhaft bleiben.

Informationslösung beibehalten statt Widerspruchslösung

„Das Positive an der Diskussion ist, dass überhaupt das Thema Organspende bei vielen Menschen in den Fokus der Gedanken rückt, denn zweifellos ist die Organspende zur Lebensrettung anderer Menschen eine gute und erstrebenswerte Option“, heißt es in dem Papier. Der VLK stehe voll und ganz hinter dem Gedanken der Organspende und befürworte dementsprechend alle fördernden Bemühungen. Auf dieser Grundlage müsse jedoch viel offensiver und informierend mit dem Thema Organspende umgegangen werden.

Dies aber sei bei der Widerspruchslösung gerade nicht der Fall. Vielmehr habe sich der Gesetzgeber beim ersten Transplantationsgesetz von 1997 aus guten Gründen dazu entschieden, eine Zustimmung zur Voraussetzung für eine Organentnahme zu machen. Basis hierfür seien Vertrauen und Information. „Wir halten diese Informationslösung in ihrer aktuellen Form für eine sehr gute Lösung,“ so Gubernatis und Weiser.

Besser positive Konzepte mit Motivation und positiven Anreizen für Bürger

Darüber hinaus sind sich die Autoren einig, dass das Spendenaufkommen weit besser gesteigert werden kann. „Statt auf stillschweigende Verpflichtung der Bürger zur Organ-“spende“ in Kombination mit Verpflichtung, Kontrolle und Sanktionierung von Kollegen in den Krankenhäusern zu setzen, sollte man zukünftig besser auf positive Konzepte mit Motivation und positiven Anreizen für Bürger und Freiwilligkeit von Bürgerentscheidungen bauen sowie für eine positive Motivation und professionelle Unterstützung bei den Abläufen in den Krankenhäusern sorgen, heißt es in dem Positionspapier.

Das bedinge einen „Kulturwandel im Bereich der Organspende“ und setze sachgerechte und vertrauenswürdige Organisationsstrukturen voraus. Dies sei „nach unserer Einschätzung die einzige Möglichkeit, dauerhaft und nachhaltig das Organspendeaufkommen zu erhöhen,“ so die Überzeugung des VLK-Transplantationsbeauftragten und des VLK-Präsidenten. „Wer im Bereich der Organspende auf Nachhaltigkeit setzt, muss langfristige Konzepte anbieten, auch wenn ein Kulturwandel mit dem Ziel eines positiven, zustimmenden Verhaltens mühsam erscheint,“ heißt es am Schluss des VLK-Papiers.

Ergänzende Informationen

VLK gegen Einführung der Widerspruchslösung bei Organspenden
G. Gubernatis, H.-F. Weiser
Positionspapier Verband der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK) 29.10.18 (9 Seiten, PDF-Format)

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